Blog von Thomas Gorzka

Straßenbahn

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Erste Betriebsjahre

bahn1Am 28. Juni 1887 wurde der Pferdebahnbetrieb der Halberstädter Pferdebahn AG gegründet. Die beiden Linien dieser Bahn begannen am Hauptbahnhof, beide führten zum Fischmarkt und teilten sich dort. Die eine Linie endete am Johannistor, die andere an der Vogtei. Im Jahr 1901 beschloss der Magistrat der Stadt, die Bahn zu elektrifizieren. Nachdem dies beschlossen war, übernahm die Stadt am 1. Juli 1902 den Betrieb, der von nun an den Namen Halberstädter Straßenbahn AG führte. Zudem wurden die beiden Endpunkte miteinander verbunden und eine Parallelstrecke durch die heutige Walter-Rathenau-Straße und Richard-Wagner-Straße zum Hauptbahnhof gebaut. Die Elektrifizierung war am 2. Mai 1903 mit dem Neubau eines nahe dem Kraftwerk gelegenen Straßenbahndepots in der Gröperstraße abgeschlossen. Am selben Tag wurde der elektrische Betrieb aufgenommen. Der Anschluss zum Depot führte durch die schmalen und engen Straßen der Unterstadt.

Der Betrieb wurde mit 19 Wagen begonnen. Doch nach der Eröffnung der Strecke zum Naherholungsgebiet Klusberge im Jahr 1903 mussten bereits 1904 sechs weitere Wagen angeschafft werden. 1908 kamen nochmals zwei Wagen zum Bestand hinzu. Bis zum Jahr 1909 fuhr die Bahn an der Rentabilitätsgrenze, erst dann hatte man ein Liniennetz gefunden, welches den Kundenbedürfnissen entsprach und steigende Fahrgastzahlen mit sich brachte.

1909 wurden folgende Linien betrieben:

  • 1 Bahnhof – Magdeburger Straße – Fischmarkt – Bakenstraße – Grudenberg – Westendorf – Fischmarkt – Bahnhof
  • 2 Bahnhof – Magdeburger Straße – Fischmarkt – Westendorf – Wilhelmstraße – Richard-Wagner-Straße – Bahnhof
  • 3 Bahnhof – Magdeburger Straße – Fischmarkt – Hoher Weg – Gröperstraße – Friedhof
  • 4 Bahnhof – Magdeburger Straße – Fischmarkt – Westendorf – Grudenberg
  • 5 Fischmarkt – Spiegelstraße – Westerhäuser Straße – Klus
  • 6 Friedhof – Hoher Weg – Fischmarkt – Spiegelstraße – Westerhäuser Straße – Klus

Insgesamt wurden auf 14,5 Kilometern Gleisen sechs Linien mit einer Streckenlänge von 23,3 Kilometern betrieben. Bis zum Jahr 1913 wurde die Zahl der Reisenden auf 2,7 Millionen im Vergleich zum Jahr 1903 verdoppelt.

Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg führte auch in Halberstadt zu Einschränkungen. Die Schaffner wurden fast vollständig durch Schaffnerinnen ersetzt. Die Weltwirtschaftskrise führte zu einem bahn2Rückgang der Fahrgastzahlen. Die dadurch gesunkenen Einnahmen führten zur Einführung des schaffnerlosen Betriebes ab dem 1. Januar 1921. 1924 wurde der Betrieb bis auf die Strecke vom Bahnhof über die Magdeburger Straße zum Fischmarkt eingestellt.

1925, nach der Einführung der Rentenmark, nahm die Straßenbahn auf drei Linien den Betrieb mit Schaffner wieder auf:

  • 1 Hauptbahnhof – Magdeburger Straße – Fischmarkt – Vogtei – Grudenberg – Westendorf –Fischmarkt – Hauptbahnhof
  • 2 Hauptbahnhof – Richard-Wagner-Straße – Friedrich-Ebert-Straße – Spiegelstraße
  • 3 (Friedhof – Hoher Weg -) Fischmarkt – Spiegelstraße – Herbingstraße – Klus

Zweiter Weltkrieg

Ab 1931 wurden neue Fahrzeuge der Firma Lindner angeschafft. Trotz Kriegsausbruch wurden bis 1941 insgesamt elf neue Wagen dieses Typs gekauft. 1943 wurde zudem ein schon lange geplantes Neubaustück eingeweiht. Am 8. April 1945 fiel neben der historischen Altstadt auch die Straßenbahn fast vollständig einem Bombenangriff zu Opfer.

Bereits am 18. August 1945 wurde der Betrieb zwischen Friedhof und Fischmarkt wieder aufgenommen. Im Sommer 1946 war bis auf die Strecke zum Klus das komplette Netz wieder in Betrieb. Am 1. Januar 1950 wurden die Stadtwerke Halberstadt aufgelöst, der Straßenbahnbetrieb kam zum Kommunalen Wirtschaftsunternehmen der Stadt Halberstadt (KWU). Am 1. Mai 1951 wurde die KWU wieder aufgelöst und die VEB (K) Verkehrsbetriebe Halberstadt gebildet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1995

Ab Juni 1951 wurden die alten Triebwagen der Firma Lindner durch die neuen LOWA-Triebwagen und später durch Gotha-Fahrzeuge ersetzt. 1953 wurde das neue Verwaltungsgebäude am Friedhof in der Gröperstraße 83 in Betrieb genommen. Der schaffnerlose Betrieb wurde 1966 eingeführt. Seit dem 30. September 1976 befinden sich Entwerter in den Fahrzeugen. Ende der 1970er Jahre wurde das Netz in weiten Teilen umgebaut. DieMagdeburger Straße wurde straßenbahnfrei und die Strecke auf dem Breiten Weg wurde in die Kühlinger Straße verlegt. Die Endstelle Hauptbahnhof wurde zu einer Wendeschleife umgestaltet und der Fischmarkt wurde durch den Umbau der Haltestelle am Holzmarkt ebenfalls straßenbahnfrei.

Am 1. Januar 1982 wurde das Unternehmen in das VE Verkehrskombinat Magdeburg als VEB Städtischer Nahverkehr Halberstadt eingegliedert. In diesem blieb es bis zu einem Beschluss des Rates des Bezirks Magdeburg am 25. Mai 1990. Nachdem die Stadt wieder Besitzer des mittlerweile heruntergewirtschafteten Betriebes war, wurde beschlossen, die Straßenbahn beizubehalten. Am 7. Dezember 1992 wurde dieHalberstädter Verkehrs-GmbH gegründet. Zwischenzeitlich hatte man 1991 begonnen, die Gleise und Fahrleitungen grundhaft zu erneuern. Im Jahr 1992 wurde der Fahrzeugpark, mittels Übernahme von gebrauchten Straßenbahntriebwagen des Typs GT4 aus Stuttgart und Freiburg im Breisgau, erneuert. Diese Fahrzeuge lösten die zweiachsigen Straßenbahnwagen ab. Am 4. August 1993 wurde die Straßenbahnlinie 2 von der bisherigen Endhaltestelle Vogtei bis ins Wohngebiet Nordring zur Wendeschleife Sargstedter Weg verlängert.

Nach der Jahrtausendwende

bahn4Am 2. Mai 2003 wurde das Jubiläum 100 Jahre elektrische Straßenbahn Halberstadt begangen. In den Jahren 2003 bis 2005 sah es um die Zukunft der Halberstädter Straßenbahn schlecht aus. In der Stadtverwaltung wurde immer wieder eine Einstellung des Straßenbahnbetriebes diskutiert. Diese Ideen wurden bislang noch nicht umgesetzt. So konnte am 3. September 2005 ein Vertrag über die Lieferung von fünf Niederflurstraßenbahnen vom Typ NGTW6-H LEOLINER mit der damaligen LEOLINER Fahrzeugbau Leipzig-GmbH (heute HeiterBlick GmbH) abgeschlossen werden. Gleichzeitig begann der Ausbau der Friedrich-Ebert-Straße. Die Straße, Versorgungsleitungen, Schienen und Haltestellen wurden komplett erneuert. Nach der Präsentation des ersten Halberstädter LEOLINER auf der Verkehrstechnikfachmesse InnoTrans 2006 wurde er am 13. Oktober 2006 an die HVG übergeben und am 14. Oktober auf einem Betriebshoffest der Öffentlichkeit vorgestellt. Die anderen vier Fahrzeuge wurden bis Februar 2007 ausgeliefert. Seit August 2007 befinden sich alle LEOLINER im Liniendienst.

Seit dem Fahrplanwechsel am 26. August 2007 verkehren die Linien 1 und 2 kombiniert. Am Hauptbahnhof wechselt die eine auf die andere Linie über. Außerdem wurde die bisher an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen verkehrende Linie 3 eingestellt. Die Strecke zum Klus wurde in die Linie 2 integriert. Ein Teil der Züge der Linie 2 verkehrt in Richtung Hauptbahnhof ab Herbingstraße über die Wendeschleife Klus. Für Fahrgäste aus Richtung Hauptbahnhof besteht an der Haltestelle Herbingstraße Anschluss an die Linie 2 zum Klus. Seit dem 19. Oktober 2009 ist das täglich befahrene Netz komplett saniert.

In der Stadtratssitzung vom 7. Juli 2011 wurde beschlossen, die Einstellung des Straßenbahnverkehrs erneut zu prüfen. Im Ausblick des Haushaltsplans der Stadt von 2015 wird die Einstellung des Straßenbahnbetriebs bis etwa 2025 gefordert.

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